KRASSER FREESTYLE IM »FOOD TALK« VON VIVI D'ANGELO

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Freestyler am Herd a.k.a. Kuhn & Kress (Foto: Vivi d`Angelo)

Es wäre doch eher überraschend, wenn man bei einem klassischen Restaurantbesuch mit anderen Gästen ins persönliche Gespräch kommt und gemeinsam kocht. Darum braucht es Formate wie den »Food Talk – Das blaue Wunder« der umtriebigen Food-Enthusiastin Vivi d'Angelo. Als Gastgeberin ist die Food-Fotografin eine Urgewalt - sie schafft Raum und Zeit für Menschen, für die Kochkunst die schönste Nebensache der Welt ist. Das Blaue Wunder ist keine leere Überschrift, kein Claim der nicht hält was er verspricht. Im Gegenteil, die Food Talks zu unterschiedlichsten Themen sind überraschend, unkonventionell und perfekt unkompliziert. Chapeau!

 

Auf der Suche nach inspirierenden Momenten am Herd mag man sich in der eigenen Küche oft vergeblich im Kreise drehen. Ohne Frage gibt es da draußen ein unglaubliches Angebot an Streetfood-Märkten mit den neuesten Foodtrends (die schon gar keine mehr sind), an spannenden Kochkursen und toll aufgemachten Kochbüchern die Lust machen, sich umgehend in den nächsten Topf zu stürzen. Gleichwohl braucht es Momente, die ein wenig aus der Reihe tanzen.

 

So war es auch beim ersten Food Talk 2018 in dem wohnlichen Fotostudio in einem Haidhausener Hinterhof. Es war kulinarischer Freestyle vom Feinsten angekündigt. Und das geht so: 12 Gäste, kunterbunt und sich bis dato unbekannt, bringen jeweils zwei Zutaten mit. Daraus wollten die beiden selbsternannten Küchenteufel Sebastian Kuhn und Sebastian Kress ein spontanes Menü zaubern – komme was wolle. Im normalen Leben sitzen die sympathischen Jungs hinterm Schreibtisch, doch eines verbindet die beiden ambitionierten Hobbyköche: Bock auf gutes Essen.

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Blick in die Wundertüte: Überraschungen garantiert. (Foto: Vivi d'Angelo)

Doch geht das überhaupt, wenn man sich nicht stundenlang den Kopf darüber zerbricht, was man kochen will? Wenn man noch nicht mal weiß, welche Zutaten man überhaupt zur Verfügung hat? Es geht, wenn man wie Kuhn & Kress das wichtigste Element für Gaumenfreuden im Repertoire hat: Intuition. Dieses Gefühl für Lebensmittel und Geschmacks-Kombinationen ist eine unentbehrliche Eigenschaft für jeden Freak am Herd. Es geht doch eben genau nicht nur darum, Rezepte stur nach Vorschrift nachzukochen sondern eine Idee zu haben, wo man hinwill. Natürlich braucht man grundlegendes Wissen und Erfahrung, um diese auch umzusetzen. Das lernt man nur durch Mutti, durch ganz viel Übung oder in Kochkursen mit Niveau.

 

Kuhn & Kress, gottgesegnet, wussten etwas mit dem Sammelsurium an Zutaten anzufangen. In unglaublichen zehn Minuten haben sie Struktur reingebracht, alles sortiert und als dem skurrilen Allerlei folgendes 6-Gang-Menü angekündigt:

 

 

Kürbiscarpaccio mit Rucola & Granatapfeltopping

Kürbiscreme mit Salzzitronengremolata

Reisvermicelli mit Pomelo und buntem Mangold,

getoppt mit Schweineschwartencrunch

Gefüllte Conchiglioni mit Thunfisch auf Fenchelschmorgemüse

Schweinefilet im Bananenblatt mit Sobanudeln in Passionsfruchtsauce

Deep Fried Christstollen mit Granatapfel und Kekspraline

 

Gesagt getan, während es sich einige an der stilvollen Tafel auf Sitzkissen gemütlich gemacht haben, wurden andere zu Küchenhelfen der beiden Freestyler. So kommt man ungezwungen ins Gespräch, erhebt das Glas und fühlt sich unter Freunden. Eigentlich war da schon egal wie es schmecken würde, der Moment war das Besondere. Die Jungs hatten alles im Griff, aus den Gemüseresten wurde fix ein Fond angesetzt, der Kürbis war im Handumdrehen mariniert und zack, im Ofen. Das war für die beiden ersten Gänge schon die halbe Miete und genug Grundlage, um entspannt den Weiteren entgegenzublicken.

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Gemütlich und stilvoll - Die Tafel im Fotostudio

Was tun mit dem ready-to-eat-Snack Čvarci, einer Spezialität aus der Balkan-Küche, den einer mitbrachte? Wenn man kühn und krass ist, macht man halt ein crunchy Schweinekrusten-Topping für den dritten Gang daraus: Balkan-Schwarte meets Asia-Nudel. Kleine Würmchen, so heißen die Reis-Vermicelli, dünne Nudeln die in fast jeder Küche Südostasiens zu finden sind. Die darauffolgenden Conchiglioni mit Thunfisch und einem leckeren Fenchelgemüse waren der Trommelwirbel für den anspruchsvollen und überraschenden fünften Gang. Dort trafen japanische Sobanudeln aus Buchweizen, begleitet von einer Passionsfrucht-Sauce, auf mariniertes und im Bananenblatt gegartes Schweinefilet.

 

Der Deep-Fried-Christstollen mit Granatapfel und Kekspraline setzte den Schlusspunkt unter ein Menü, das aus dem Handgelenk kaum besser hätte gelingen können. Die Chuzpe für so ein Format muss man als Koch erstmal haben. Letztendlich ist es aber so: Mit dem Wissen aus langer Erfahrung, aus vielen Kitchen-Fails und dem nötigen Gefühl für die Zubereitung von Speisen ist man für kulinarische Abenteuer gut gewappnet. Da kann man, so wie Kuhn & Kress, schon mal den öffentlichen Freestyle wagen und dabei auch noch Spaß haben. Mit der quirligen Vivi d`Angelo als Gastgeberin im Rücken erlebt man dann auch ganz sicher keine blauen Wunder.


DAS BLAUE WUNDER - SHARE FOOD, TALK FOOD.

Photocredit: Vivi d'Angelo

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