Viele verstehen unter einem gelungenen Grill-Abend, sich im Discounter mit eingeschweißtem, eklig-mariniertem Billigfleisch einzudecken und dieses möglichst ohne lästige Salatbeilagen von Papptellern in sich hineinzuschaufeln. Das ist nicht nur aus Umwelt-, Klima- und Tierschutzgründen bedauerlich, die Fleischeslust ist auch eine verpasste Gaumenfreude.
Denn Gemüsegrillen ist viel mehr als das, zugegeben, freudlose aus-der-Glut-fischen von labbrigen Auberginenscheiben. Macht man halt, der Frau zuliebe. Genau das ist doch das Problem, wir selbsternannte Grillmeister wissen vor lauter Einfältigkeit gar nicht mehr wie man Gemüse auf dem eigenen Grill so zubereitet, dass es Freude macht. Statt einer Statistenrolle am Grillrostrand gebührt Süßkartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Auberginen und Co. vielmehr, Gemüse ist das neue Fleisch! Da mag jetzt schon einer kopfschüttelnd die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ein Blick über den Tellerrand lohnt sich.
Wie man in unserem Blogbeitrag 'Tel Aviv, Jerusalem & Ramallah' nachlesen kann, haben uns andere viel voraus. Statt Zucchini und Auberginen in immergleiche Streifen zu schneiden und in Olivenöl samt Kräutern zu marinieren, sollten wir uns darauf konzentrieren, die Glut die Arbeit verrichten zu lassen. In der Zeit lieber ein kaltes Bier genießen. So haben wir es kürzlich beim spontanen Camping-Trip an die Isar gemacht – einfach ganzes Gemüse mit Schale in die Glut und auf den Grill gelegt.
GEGRILLTE TOMATEN
Das mag für viele keine Überraschung sein – gegrillte Tomaten am Stück sind super lecker und erschreckend einfach zuzubereiten. Tomaten waschen, auf den Grillrost legen, mehrfach wenden. Nach ca. 10-15 Minuten mit leicht aufgeplatzter Schale vom Grill nehmen, mit Olivenöl und Fleur de Sel abschmecken, fertig.
GEGRILLTE ZWIEBELN & KNOBLAUCH
Selbes Programm wie bei den Zwiebeln: Ganze, ungeschälte Knollen für 20-30 Minuten entweder an den Rand der Glut oder auf den Rost legen. Mehrfach wenden. Anschließend Fruchtfleisch herausdrücken und zu den zu den gerauchten Auberginen geben, oder einfach als Dip mit etwas Olivenöl und Zitronensaft verrühren.
Alufolie? Höchstens für die Zwiebeln, auch wenn man diese problemlos mit Schale direkt in der Glut garen kann. Ab und zu wenden, die Schale und die äußerste Schicht Fruchtfleisch darf ruhig verbrennen. Nach 20-30 Minuten aus dem Feuer holen, halbieren und mit Olivenöl und Salz abschmecken. Die noblere Variante: Rote Zwiebeln verwenden, Schale entfernen, über Kreuz tief einschneiden, etwas Butter, Thymian und Salz zugeben und in Folie einwickeln. So oder so – rauchig-milder Zwiebelgenuss!
Beim Knoblauch ist es dasselbe Programm wie bei den Zwiebeln: Ganze, ungeschälte Knollen für 20-30 Minuten entweder an den Rand der Glut oder auf den Rost legen. Mehrfach wenden. Anschließend Fruchtfleisch herausdrücken und zu den zu den gerauchten Auberginen geben, oder einfach als Dip mit etwas Olivenöl und Zitronensaft verrühren.
SÜSSKARTOFFELN AUS DER GLUT
Die Süßkartoffeln sind das einfachste überhaupt. Je nach Hitze für 30-40 Minuten direkt in die Glut legen und hin und wieder wenden, fertig.
Die verbrannte Schale darf einen nicht irritieren, wenn man die Erdfrucht mit einem scharfen Messer vorsichtig teilt und mit etwas gutem Ölivenöl und Fleur de Sel verfeinert, kann man sie direkt auslöffeln. Butterzart und nussig, dazu schön rauchig im Geschmack, wer`s nicht kennt hat was verpasst.
Kartoffeln funktionieren weniger gut, die Schale ist einfach zu dünn. Entweder in Alufplie einpacken oder Kartoffeln statt in der Glut auf dem Grillrost garen. Lecker: davor einschneiden und mit Knoblauch spicken.
AUBERGINENSALAT MIT GRANATAPFEL
Aus den Auberginen macht man am besten den Klassiker „Baba Ghanoush“ oder einen Auberginen-Granatapfelsalat. Die Auberginen legt man dazu einfach solange auf den Grill, bis die Schale komplett verbrannt und das Fruchtfleisch richtig weich ist (ca. 15-20 Minuten). Anschließend etwas abkühlen lassen, das Fruchtfleisch vorsichtig mit einem Löffel auslösen. Entweder zerdrücken oder pürieren (Baba Ghanoush) oder einfach mit etwas Zitrone, zerdrücktem Knoblauch, Olivenöl und Salz anmachen und mit Granatapfelkernen toppen. Sieht grandios aus und schmeckt auch so!
Dazu noch einen frischen grünen Salat, mehr braucht es für den vegetarischen Grillgenuss nicht. Unsere Bio-Würschtl die wir auch noch aufgelegt hatten, waren zu der überbordenden Farbenpracht und Geschmacksexplosion des Gemüses fast schon banal. Eine interessante Beobachtung! Fakt ist: Gemüsegrillen ist irgendwie archaisch und verdammt ehrlich. Und das soll nix für Männer sein? Eben.